Ja, echte Autarkie mit Solarpanels auf dem Wohnmobil funktioniert – aber nur mit der richtigen Planung und vor allem der richtigen Qualität. Nach 6 Jahren Erfahrung, unzähligen Fehlkäufen und mittlerweile 3 Wochen ohne Steckdose in Spanien kann ich dir sagen: Der Weg zur Unabhängigkeit ist steiniger als gedacht, aber es lohnt sich.
2019 startete ich mit einem winzigen 30-Watt-Panel auf der Satellitenschüssel. Heute produzieren 1110 Watt Peak auf meinem Dach täglich 5,5 kWh Strom – genug für Spülmaschine, Induktionskochfeld und sogar die Klimaanlage. Wie ich dahin gekommen bin, welche teuren Fehler du vermeiden kannst und warum der Spruch „kommt eh alles aus China“ kompletter Unsinn ist, erzähle ich dir hier.
Der teure Irrtum: „Kommt eh alles aus China“
„Eigentlich egal, es kommt eh alles aus China“, teilte man mir mit, als ich nach dem richtigen Solarpanel Wohnmobil suchte. Dieser Satz sollte mich später über 1000 Euro kosten.
Mein erstes System: Eine 200W-Solaranlage von Swisslife, sauber aufgeklebt mit abgerundeten Aluminiumhaltern. Dazu 4x100W und 2x150W von Prevent – alles schön günstig, alles scheinbar identisch. Bis ich anfing zu messen.
Der Schock kam auf unserem Heimcampingplatz in Räbke: Gleiche Sonne, gleicher Tag, nur 3 Tage Unterschied zwischen den Tests:
- Prevent-Panels: 1,4 kWh Tagesertrag, Peak-Leistung 450W
- tigerexped-Panels: 3,2 kWh Tagesertrag, Peak-Leistung 680W
Bei identischen Bedingungen! Da wurde mir klar: Qualität bei Solarpanele für Wohnmobile ist nicht nur Marketing-Gedöns, sondern messbare Realität.
Warum diese krassen Unterschiede? Die tigerexped „black tiger“ Panels verwenden Sunpower Maxeon Gen. III Zellen in der höchsten Güteklasse „Ultra Peak Performance“ mit 24,4% Wirkungsgrad. Dazu kommt eine vollflächige Kupferschicht auf der Rückseite, die selbst bei beschädigten Einzelzellen noch Strom produziert. Die günstigen Panels? Standard-Zellen mit deutlich schlechterer Performance.
Das Ergebnis: Prevent runter, tigerexped drauf – und die Erkenntnis, dass ich beim ersten Mal billig und damit zweimal gekauft hatte.
Stromverbrauch berechnen – Die Basis für alles
Bevor du auch nur ein Solarpanel kaufen überlegst, musst du wissen: Wie viel Strom verbrauchst du wirklich?
Ich habe das anfangs völlig unterschätzt. Mein Verbrauch wuchs von Jahr zu Jahr: erst nur Licht und Kühlschrank, dann Laptop, Kaffeemaschine, schließlich Spülmaschine und Induktionskochfeld. Heute sind wir bei Geräten angekommen, von denen ich 2019 nicht mal geträumt hätte.
Meine aktuelle Verbrauchsliste (Realwerte):
- Kühlschrank: 60-80 Ah täglich (je nach Außentemperatur)
- Spülmaschine: 80 Ah pro Waschgang
- Induktionskochfeld: 30-50 Ah pro Kochvorgang
- Heißluftfriteuse: 40 Ah pro Nutzung
- Klimaanlage: 15-20 Ah pro Stunde
- Waschmaschine: 25 Ah pro Waschgang
- Beleuchtung, Pumpen, Elektronik: 20-30 Ah täglich
Gesamtverbrauch an einem normalen Tag: 200-250 Ah (entspricht etwa 2,5-3 kWh bei 12V-System)
Meine Faustformel für die Solaranlage für Wohnmobile: 1,5 kW Batteriekapazität zu 100 WP Solar. Mit 16 kWh Lithium-Speicher brauche ich also mindestens 1066 WP – meine 1110 WP passen perfekt.
📌 Praxistipp:
Miss eine Woche lang alle deine Geräte mit einem Stromzähler. Du wirst überrascht sein, was alles Strom frisst. Plane dann 20% Reserve drauf – du wirst sie brauchen.
Die richtigen Komponenten: Mehr als nur das Panel
Eine Solaranlage mit Speicher besteht aus deutlich mehr Teilen, als die meisten denken. Meine schmerzhafte Erkenntnis: Jede Komponente kann zum Flaschenhals werden.
Was du wirklich brauchst:
Solarpanels
Nicht alle Solarpanel Maße passen auf jedes Dach. Meine tigerexped 120WP (1440x420mm) passen perfekt um mein großes Dachfenster – das war kein Zufall, sondern sorgfältige Planung.
Technische Daten meiner tigerexped 120WP:
- Maße: 1440x420mm (schmal!)
- 3 Bypass-Dioden für bessere Performance bei Teilverschattung
- MPP-Spannung: 40,9V, MPP-Strom: 2,94A
- Leerlaufspannung: 48,16V (wichtig für Laderegler-Auswahl)
- Nettogewicht: nur 6,7kg
MPPT-Laderegler
Einmal Victron, immer Victron – das stimmt wirklich. Meine beiden MPPT-Laderegler (100/30 und 150/60) laufen seit Jahren ohne Probleme. PWM-Regler sind heute nur noch Geldverschwendung.
Berechnung Laderegler-Größe:
- Leerlaufspannung aller Panels in Reihe darf nicht überschritten werden
- Nennladestrom = Gesamtleistung / 12,8V
- Beispiel: 360WP ÷ 12,8V = 28A → MPPT 100/30 reicht
Batterien
Von AGM über Gel zu Lithium – ich habe alles durch. Lithium ist teuer, aber alternativlos für echte Autarkie. Meine 2x 8kW LiFePO4* werden täglich zu 30% entladen und wieder vollgeladen – das machen AGM-Batterien keine 2 Jahre mit.
Verkabelung und Sicherheit
Häufigster Fehler: Zu dünne Kabel! Bei hohen Strömen (meine Anlage könnte bis zu 500A liefern) sind dicke Querschnitte Pflicht. Sicherungen gehören an jeden Strang, Überspannungsschutz an die Eingänge.
Montage-Albtraum: Warum ich nie wieder Aluwinkel klebe
30 Minuten pro Aluwinkel, blutige Finger, Flüche, die ich hier nicht wiedergeben kann – die Demontage meiner ersten Solarlösung war die Hölle.
Anfangs dachte ich: „Aluwinkel aufkleben spart Platz und Geld.“ Die Community bestärkte mich: „Klar, machen alle so!“ Großer Fehler.
Als ich von Prevent auf tigerexped wechseln wollte, musste ich 12 aufgeklebte Aluwinkel wieder runterbekommen. Jedersaß bombenfest, jeder kostete eine kleine Ewigkeit und Nerven. Das Dach sah aus wie ein Schlachtfeld.
Meine heutige Lösung: Schienensystem mit Nutensteinen. Wir haben Glück und haben beidseitig am Wohnmobil Grundschienen. Dazu Solarprofil aus Aluminium – flexibel, professionell, demontierbar.
Wenn du keine Grundträger hast: Kreuzverband aus Aluprofilen aufkleben und dann das Schienensystem darauf. Einmal richtig machen statt dreimal falsch.
📌 Montage-Tipps aus der Praxis::
- Primer und Reiniger sind Pflicht – keine Kompromisse
- Bei gewölbten Dächern: flexible Panels oder entsprechende Spoiler
- Nie bei praller Sonne arbeiten – die Panels werden heiß wie die Hölle
- Dachdurchführung wasserdicht machen – ich empfehle Scanstrut-Produkte
Reihen- vs. Parallelschaltung: Was funktioniert besser?
Die 60V-Grenze – ab hier gelten andere Vorschriften für Hochspannungsanlagen. Deshalb bin ich von Reihenschaltung zurück zur Parallelschaltung gewechselt.
Hinweis zur Installation von Solaranlagen und elektrischen Systemen über 60 V im Wohnmobil
Für elektrische Anlagen über 60 V in Wohnmobilen gelten strenge elektrotechnische Vorschriften. Die Installation muss gemäß den relevanten VDE-Normen (z.B. DIN VDE 0100-410 und DIN VDE 0100-721) erfolgen, um Schutz vor Stromschlägen, Kurzschlüssen und Überlastungen sicherzustellen.
Die Sicherheit wird durch Maßnahmen wie Fehlerstromschutz, ausreichende Absicherung, fachgerechte Installation und vibrationsfeste Verkabelung gewährleistet. Die Montage darf nur von Elektrofachkräften durchgeführt oder abgenommen werden. Zudem sind Schutzschalter und Trennvorrichtungen vorzusehen, um im Bedarfsfall die Anlage sicher abschalten zu können.
Die StVZO verlangt, dass elektrische Anlagen in Wohnmobilen verkehrssicher ausgeführt sind, weshalb die Einhaltung dieser Normen für eine sichere Nutzung und Zulassung unerlässlich ist.
Reihenschaltung (Serie)
So funktioniert’s: Minus vom ersten Panel an Plus vom zweiten, Minus vom zweiten an Plus vom dritten usw. Die Spannungen addieren sich, der Strom bleibt gleich.
Vorteile:
Nachteile:
Parallelschaltung
So funktioniert’s: Alle Plus-Kabel zusammen, alle Minus-Kabel zusammen. Die Ströme addieren sich, die Spannung bleibt gleich.
Vorteile:
Nachteile:
Meine Praxis-Erfahrung: Messtechnisch ergaben sich keine nennenswerten Unterschiede im Ertrag. Die Parallelschaltung ist einfacher zu handhaben und bleibt unter der 60V-Grenze.
Der Realitätscheck: 1110 WP in der Praxis
3 Wochen ohne Steckdose in Spanien – der ultimative Test für meine Solaranlage Camper. Spoiler: Es funktioniert!
Aktueller Stand meiner Anlage:
- Solar: 3x120WP + 5x150WP tigerexped = 1110WP
- Speicher: 2x8kW LiFePO4* = 16kWh nutzbar
- Wechselrichter: Victron MultiPlus-II 12/3000
- Laderegler: Victron MPPT 100/30 und 150/60
- Monitoring: Victron Cerbo GX mit Touch Display
Tagesertrag in Spanien (Oktober): 5,5 kWh bei optimalen Bedingungen
Was läuft täglich:
- Kühlschrank: 24h (größter Verbraucher)
- 2-3 Kochvorgänge mit Induktion
- Spülmaschine jeden 2. Tag
- Waschmaschine 2x pro Woche
- Heißluftfriteuse 3-4x pro Woche
- Klimaanlage bei Hitze 2-3h
- Alle üblichen Verbraucher (Licht, Pumpen, Elektronik)
Batterie-Status am Morgen: Meist noch 60-70% – genug Reserve für schlechte Tage.
Realitäts-Check: Echte Autarkie geht, aber nur mit großzügig dimensionierter Anlage. Mein Verhältnis 1110WP zu 16kWh funktioniert perfekt. Mit weniger würde es in sonnenarmen Zeiten eng werden.
Was ich gelernt habe: Qualität kostet mehr, aber sie rechnet sich. Die tigerexped-Panels produzieren messbar mehr Strom als die Prevent-Module bei identischen Bedingungen.
Sicherheit geht vor: Die drei goldenen Regeln
Hochspannung kann tödlich sein – auch bei Solarpanels. Diese drei Regeln haben mir schon mehrfach den Hintern gerettet:
Regel 1: Erst Batterie, dann Solar
Reihenfolge beim Anschließen:
- MPPT-Laderegler erst an die Batterie anschließen
- Dann die Solarpanels mit dem Laderegler verbinden
Warum? Der Laderegler braucht die Batterie als „Last“. Ohne Batterie weiß er nicht, wohin mit dem Strom und kann Schaden nehmen. Steht in jeder Anleitung – die aber bekanntlich nichts für Männer ist.
Regel 2: Panels abdecken vor Arbeiten
Bei Sonnenschein stehen 1110WP ordentlich unter Strom. Beim Abklemmen entstehen Lichtbögen, die nicht nur gefährlich sind, sondern auch die Stecker beschädigen.
Meine Lösung: Große Plane über alle Panels vor jeder Arbeit an den Kabeln. Oder bei bedecktem Himmel arbeiten.
Regel 3: Im Zweifel Fachmann holen
Es gibt genug YouTube-Videos und Anleitungen – aber auch brandgefährliche Tipps von Halbwissenden. Bei elektrischen Arbeiten über 12V bin ich vorsichtig geworden.
Wann definitiv zum Profi:
- Anschluss am Haupt-Batteriesystem
- 230V-Wechselrichter-Installation
- Erdung und Potentialausgleich
- Alles über 60V
📌 Zusatztipp:
Eine Stromzange ist Gold wert für die Fehlersuche. Damit findest du schnell heraus, welcher Strang nicht richtig funktioniert.
Fazit: Autarkie mit Solarpanels auf dem Wohnmobil funktioniert – aber nur mit der richtigen Planung, ausreichend dimensionierter Anlage und vor allem qualitativ hochwertigen Komponenten. Mein Weg war steinig und teuer, aber die Freiheit, 3 Wochen ohne Steckdose zu stehen, ist unbezahlbar.
Vergiss den Spruch „kommt eh alles aus China“ – Qualität kostet mehr, aber sie rechnet sich. Plane großzügig, investiere in gute Komponenten und scheue nicht vor professioneller Hilfe zurück, wenn’s um Sicherheit geht.
FAQ: Die häufigsten Fragen zur Wohnmobil-Solaranlage
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